Beim Besuch in seiner alten Heimat wird sich der Papst nicht dafür entschuldigen, dass er katholisch ist. Papst Benedikt hat die Weltkirche im Rücken und geht ihr
voran. Jetzt trifft er auf eine ziemlich demoralisierte und konfuse Gesellschaft, die dringend der Orientierung und Ermutigung bedarf. Und auf eine Kirche, die nicht mehr viel zu sagen hat. Sie
ist von einem antirömischen Virus befallen, selbstquälerisch mit sich selbst beschäftigt und dreht sich „dialogisch“ ständig im Kreise. Kann der Papst die zerrissene Kirche wieder zusammenfügen,
ihre spirituellen Reserven mobilisieren und ihre missionarische Kraft wecken? [mehr]
Am Papst scheiden sich die Geister, er ist gewissermaßen das Zeichen, dem widersprochen wird. Die einen versuchen es mit Verschweigen, die anderen springen albern herum wie Rumpelstilzchen. Viele ahnen gar nicht, welche Dürftigkeit sie damit enthüllen. Enttäuschend ist, dass protestantische Medien, die doch pausenlos Brüderlichkeit einfordern, als Willkommensgruß Gift und Galle spucken. [zum Interview]
Am Donnerstag dieser Woche beginnt die viertägige Pastoralreise Papst Benedikts XVI. nach Deutschland. Dann wird hoffentlich im Mittelpunkt des öffentlichen wie des veröffentlichten und also gelenkten Interesses stehen, was der Papst zu sagen hat, und nicht länger, was er sagen solle und was er auf keinen Fall sagen dürfe. Kurz nämlich bevor das Flugzeug mit dem klugen alten Mann, diesem, wie es früher hieß, „ehrwürdigen Greis“, römischen Boden verlässt, läuft die deutsche Debattensimulationsmaschine auf Hochtouren. Die Veteranen der Los-von-Rom-Bewegung schmettern noch einmal ihre Fanfaren mit brüchig gewordener Stimme: Mehr Laien! Mehr Frauen! Mehr Sex! Und weniger Moral bitte! Benedikt soll, wie noch fast jeder Papst vor ihm, den Deutschen als Spaßbremse und Spielverderber vorgeführt werden. Ernstlich irritieren kann das nur jenes Spezialpublikum, dem der Spaß über alles geht und dessen Leben nach den Gesetzen des Roulettetisches eingerichtet ist. [mehr]
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Abartig, diese Stille. Ich war mittendrin, relativ weit vorne und ich hatte vom ersten bis zum letzten Wort Gänsehaut. Es war einfach Wahnsinn! Und das sagt hier kein Superchrist, nein, ich war nie übertrieben katholisch gestimmt aber seit diesem Abend fühle ich mich einfach verbundener mit der Religion, die mich seit meinen Kindheitstagen begleitet und doch nie so wichtig für mich war.
Den Text der Rede finden Sie hier.
Alle Reden und Ansprachen des Papstes während seines Deutschlandbesuches können Sie hier lesen.
Zur Bilanz des Papstbesuches gehört deshalb auch die Feststellung, dass nicht wenige geradezu erleichtert sein und dankend feststellen werden: Papst Benedikt hat - allen Widersachern zum Trotz - als der Fels standgehalten, auf den sich Gott auch in der stürmischen Brandung des Zeitgeistes verlassen kann. Denn der Glaube, so Benedikt, ist nicht verhandelbar. [mehr]
Der Besuch ließ schon auch erkennen, wie es um dieses Land, um seine Demokratie, Toleranz, das geistige Niveau oder auch um Bildung und Benehmen bestellt ist. Da macht der Papst in Erfurt eine Geste von wahrlich historischer Größe – und seine Gegner donnern: „Er hat keine Geschenke mitgebracht." Schade ist, dass viele die Chance nicht genutzt haben, wirklich einmal „christliche Brüderlichkeit“ zu zeigen. Ein Teil des Protestantismus versteht sich noch immer vorwiegend als Anti-Papst-Partei. Früher war der Mann in Rom der Anti-Christ, heute ist er der Anti-Modernist. [zum Interview]
Was wollte Benedikt XVI. den Deutschen sagen? Der Philosoph Robert Spaemann über Vernunft, Natur und nicht ganz jugendfreie Botschaften [zum Interview]
Der Besuch von Benedikt XVI. in seiner Heimat ist vorbei. In vier Tagen hat der Papst 17 Reden, Predigten und Ansprachen gehalten. Was wird bleiben? Eine Bilanz.
Ich sehe jetzt noch die perplexen Mienen all der Kirchenkritiker und Reformkatholiken, der Memorandumstheologen, der katholischen und protestantischen Amtskirchen-Herren und -Frauen, der Gremienmitglieder und Verbands-Präsidenten, vor allem der Leitartikler, die den Papst in aller vorauseilenden Kulturkampf-Schärfe als unbelehrbaren Reaktionär abgebucht hatten. Und dann das: Er will die Revolution. Er will den neuerlichen Glaubensaufbruch. Er hat die arme Kirche ausgerufen. Hat er die Kirchensteuer gemeint? Ja, die auch, unter anderem. Will er das Ende der Kirche, wie wir sie kannten? Dreimal ja! [mehr]